Auf den Spuren der Nachhaltigkeit unserer Zeitung - Teil 2
Nach den Ressourcen in Teil 1, wenden wir uns in Teil 2 nun den
Vorbereitungen für den Druck zu: Druckplatte und Farbe. Auch hier steckt mehr
Umweltschutz und Nachhaltigkeit drin, als man auf den ersten Blick vermuten
würde.
Druckplatte
Unsere thermischen Druckplatten erhalten wir von Fujifilm und zum überwiegenden
Anteil von Kodak. Alle unsere Druckplatten werden nach der Produktion dem
Recycling-Kreislauf zugeführt, denn sie bestehen im Wesentlichen aus
Neu-Aluminium, was energieaufwändig hergestellt wird und sich damit
hervorragend in der weiteren Verwendung für andere Aluminiumprodukte z.B. im
Automobilbereich eignet.
Seit vielen Jahren begleiten wir unseren Partner Kodak bei der Entwicklung
prozessloser thermischer Druckplatten und unterstützen mit Tests in der
täglichen Produktion. Prozesslos heißt dabei, dass Plattenverarbeitungsanlagen
(Entwickleranlagen) eliminiert werden können und der Verbrauch an Wasser,
Energie und Chemie, inklusive der Entsorgung der benötigten Stoffe vollständig
entfällt.
Bei unseren MAN Colorman XXL Druckmaschinen tauschen wir bei den Tagezeitungen
für die einzelnen Regionen nicht die Druckplatten für alle 48 Seiten aus,
sondern nur die Titelseite und die jeweiligen Seiten mit regionaler
Berichterstattung. Der überwiegende Teil der Druckplatten bleibt also in der
Druckmaschine für mehrere Regionen, außer es gibt eine Aktualisierung. Dies
alles ist möglich, weil unsere Druckplatten genauso groß sind wie eine
Zeitungsseite. Der gesamte Workflow bis hin zur Befestigung der Druckplatten in
der Druckmaschine ist auf die Zeitungsseitengröße ausgelegt. Dies liefert im
Vergleich zum Bogendruck oder anderen Druckverfahren, bei welchen sich die
Seiten alle auf einer großen Druckplatte befinden, einen erheblichen Vorteil an
Flexibilität, Geschwindigkeit und schließlich auch Nachhaltigkeit.
Nach der Zeitungsproduktion werden alle Druckplatten recycelt. Der Metallanteil
lässt sich praktisch vollständig zurückgewinnen. Dadurch sinkt der zur
Herstellung von Aluminium erforderliche Energieaufwand um über 90%.
Zeitungsdruckfarbe und Gesundheit
Steigen wir mit einer kleinen Anekdote ein, die wir bei Zeit Online nachgelesen
haben: Aus Angst vor Gesundheitsschäden durch die Druckfarbe einer Zeitung und
um beim Lesen keine schwarzen Finger zu bekommen, lassen sich Englische Lords
angeblich die Zeitung von ihrem Butler bügeln. Die Wärme verstärkt die Bindung
der Farbe ans Papier, weil Zeitungen im Gegensatz zu anderen Druckerzeugnissen
lediglich "mechanisch" getrocknet werden (hierzu mehr in Teil 3). Für
alle Leser ohne Butler stellt sich nun die Frage, ob sie von der Farbe an den
Fingern Gesundheitsschäden befürchten müssen?
Wir können Sie direkt beruhigen: Zeitungsdruckfarben sind nicht
gesundheitsschädlich. Die vier Farben, mit denen eine moderne Zeitung gedruckt
wird (Schwarz, Blau, Rot und Gelb), sind sogenannte Pigmentfarben – in ihnen
sind die Farbstoffe nicht gelöst, sondern liegen als winzige Partikel vor.
Diese Pigmente lösen sich weder in Wasser noch in anderen Lösemitteln, schon
deshalb sind sie gesundheitlich kaum bedenklich. Hinzu kommt, dass die
Druckfarbenindustrie in den vergangenen Jahrzehnten giftige Schwermetalle aus
den Farben eliminiert hat. Die schwarzen Pigmente sind im Wesentlichen Ruß, die
bunten Farbtöne enthalten organische Substanzen. Im Blau sind
Kupferverbindungen enthalten, aber auch diese liegen in einer unlöslichen Form
vor, die im Körper nicht aufgespalten wird. Das gilt ebenso für die
Chlorverbindungen, die in den gelben Pigmenten stecken.
Damit es zu einer Vergiftung käme, müsste man eine in Tierversuchen ermittelte
Dosis von zwei Gramm Farbe pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Da der
Gewichtsanteil der Farbe an einer Zeitung höchstens zwei Prozent beträgt,
müsste selbst ein kleines Kind drei komplette Augsburger Allgemeine Ausgaben
essen, bevor es gefährlich wird. Man kann also die Zeitung beim Frühstück
lesen, man kann Fisch damit einwickeln und sie in den Kompost geben, ohne dass
man sich deshalb Sorgen um seine Gesundheit machen müsste!
(vgl. Zeit Online – Gefahrlos genießbar – Druckfarbe)
Zeitungsdruckfarbe und Umweltschutz
Betrachtet man den gesamten Prozess von der Lieferung bis zum Recycling, lässt
sich feststellen, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch bei der Druckfarbe
eine bedeutende Rolle spielen. Unsere Farblieferanten kümmern sich um eine
nachhaltige und bewusst ressourcenoptimierte Produktion der
Zeitungsdruckfarben. Die Herstellung selbst ist kein nennenswert
umweltbelastendes Verfahren.
Die Farbe selbst ist weder kennzeichnungspflichtig noch wassergefährdend und
wird bereits seit einigen Jahren mit einem Anteil von ca. 20% nachwachsender
Rohstoffe hergestellt. Nach der Produktion wird die Farbe in großen
Mehrweg-Containern transportiert und in Farblagern eingelagert. Von dort werden
die Maschinen direkt über Rohrleitungen mit Farbe versorgt. Somit findet weder
Verpackungsmüll noch ein Farbverlust im Druckbereich statt.
Im Druckprozess der Zeitung wird auf die aufwändige Trocknung verzichtet, von
daher wird dort sehr viel Energie über das Verfahren selbst gespart (dazu mehr
in Teil 3). Und auch beim Recyclingprozess der Druckprodukte bietet das
De-Inking (Druckfarbenentfernung) viele Vorteile für die Weiterverwertung (dazu
mehr in Teil 4).
Mineralölfreie Zeitungsfarben
Mineralölfreie Zeitungfarben – also vollständig mit pflanzenölbasierten
Lösemitteln hergestellte Farben - sind bereits verfügbar, finden aber in Europa
aktuell noch eher selten Anwendung. Zum einen sorgen höhere Rohstoffkosten für
einen 1,5- bis 2-mal so hohen Preis für diese Druckfarbe. Zum anderen müssten
die Zeitungsdruckmaschinen in einem aufwändigen Verfahren auf die
mineralölfreien Druckfarben angepasst werden.
Es laufen kontinuierlich Forschungsprojekte, um mineralölfreie
Zeitungsdruckfarben in der Verdruckbarkeit zu optimieren und einen alltäglich
Einsatz zu ermöglichen. Nicht nur, um die Anforderungen des Blauen Engels für
Druckerzeugnisse zu erfüllen, sondern auch, um Ressourcenschonung,
Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit über den gesamten Prozess der Zeitungsfarbe
und des Zeitungsdrucks noch besser umzusetzen.
Einen kontroversen Aspekt möchten wir nicht unerwähnt lassen: Durch den
vollständigen Einsatz von Ölen aus Pflanzen, also Getreide und Ölsaaten, wird
die Hungersnot auf der Welt eher verschärft. Die für die Farbherstellung
eingesetzten Pflanzen fehlen an anderer Stelle als Nahrungsmittel. Die
Nachhaltigkeit für umweltfreundlichere Farben steht also in Konkurrenz zur
nachhaltigen, globalen Ernährungssicherung. Hier gilt es für unsere gesamte
Industrie eine Haltung festzulegen und eine Antwort auf diese Zwickmühle zu
finden – kein einfacher Prozess.